Digitale Angebote, v.a. im Gesundheitsbereich sollen für alle Nutzergruppen zugänglich und nutzbar sein – doch sind sie es auch?
19.02.2025 von Nadine Röderer
Healthcare-Apps spielen eine immer größere Rolle in der modernen Medizin und Gesundheitsversorgung. Sie verbessern die Patientenversorgung, erleichtern die Kommunikation zwischen Fachkräften sowie Patientinnen und Patienten und ermöglichen eine personalisierte Gesundheitsüberwachung.
Auch die Digitalisierung von Dienstleistungen in Verwaltung und Gesundheitswesen nimmt in den letzten Jahren stark zu. Digitale Plattformen und mobile Anwendungen spielen auch hier eine zentrale Rolle, um die Gesundheitsversorgung effizienter zu gestalten und den Bürgerinnen und Bürgern einen besseren Zugang zu Services, wie z. B. Terminbuchungen, Informationen oder Formularen zu ermöglichen.
Umso wichtiger ist es, den barrierefreien Zugang zu diesen digitalen Anwendungen auch für Menschen mit Behinderungen zu gewährleisten.
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Die Barrierefreiheit digitaler Gesundheitsangebote hat zwar in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, jedoch bestehen weiterhin erhebliche Defizite. Trotz gesetzlicher Vorgaben und Initiativen zur Verbesserung der Zugänglichkeit wird Barrierefreiheit in der Entwicklung immer noch vernachlässigt, was sie insbesondere für Menschen mit Behinderungen schwer zugänglich macht.
Die häufigsten Barrieren sind eine unzureichende Gestaltung von Eingabe- und Bedienelementen in Apps und Webanwendungen. Eine Analyse* von 4.501 Android-Apps mit Texteingaben im Rahmen einer Forschungsarbeit zeigte, dass drei Viertel der Apps nicht mit Screenreadern kompatibel sind, was sehbehinderte Nutzerinnen und Nutzer vor große Probleme stellt. Ähnliche Defizite zeigen sich bei Bildkomponenten, die oftmals keine Beschreibungstexte enthalten. Aber auch für gehörlose oder schwerhörige Personen fehlen oft Untertitel bzw. Inhalte in Gebärdensprache sowie auch visuelle Hinweise oder haptisches Feedback, wodurch wichtige Informationen unzugänglich bleiben. Auch eine komplexe Navigation und kleine Bedienelemente beeinträchtigen die Nutzbarkeit der Angebote für Menschen mit Behinderungen.
Barrierefreiheit sollte nicht nur eine gesetzliche Pflicht, sondern ein Grundprinzip sein, um allen Menschen gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen. Welche Vorteile die Bedeutung der digitalen Barrierefreiheit im Gesundheitswesen unterstreichen, finden Sie im Artikel "Bedeutung der digitalen Barrierefreiheit im Gesundheitswesen".
Für digitale Gesundheitsanwendungen (kurz: DiGA) ist die digitale Barrierefreiheit sogar ein wesentliches Akzeptanzkriterium gemäß dem DiGAV-Leitfaden (Digitale-Gesundheitsanwendungen-Verordnung), um ins DiGA-Verzeichnis überhaupt aufgenommen zu werden.
Zurzeit beteiligen wir uns an einer spannenden Forschungsarbeit des Digital Media Lab der Universität Bremen. Das Thema: "Barrierefreie User Interfaces von mobilen Gesundheitsanwendungen"
Unser Beitrag: Mit unserer umfassenden Erfahrung in der Entwicklung von Health-Apps und DiGAs über alle Phasen des Produktlebenszyklus hinweg beleuchten wir dabei folgende Aspekte:
Weitere Einblicke und Ergebnisse teilen wir nach Abschluss der Forschungsarbeit.
Ein umfassender Barrierefreiheits-Check stellt sicher, dass digitale Produkte nicht nur gesetzliche Vorgaben erfüllen, sondern auch eine inklusive, hochwertige Nutzererfahrung bieten. Gerade im Gesundheitssektor ist Barrierefreiheit ein entscheidendes Qualitätsmerkmal für Vertrauen und Akzeptanz.
* https://portal.fis.tum.de/en/publications/unblind-text-inputs-predicting-hint-text-of-text-input-in-mobile-